Im kleinen Städtchen Capena, unweit nördlich von Rom, hat die Künstlerin Rosina Wachtmeister ein einzigartiges Vermächtnis geschaffen.
Sie hauchte mit großem Engagement dem einst verlassenen Ort wieder Leben ein, getreu ihrem Leitsatz: „Paradiese kann man nur selber machen.“
Nach zwölf Stunden Autofahrt erreichen wir endlich unser Ziel nördlich von Rom. Die engen Gassen von Capena ziehen uns sofort in ihren Bann. Alte Häuserfassaden in bunten Farben, gestikulierende Menschen auf den Straßen und altes Kopfsteinpflaster säumen unseren Weg. Auf dem kleinen Marktplatz von Capena treffen wir das erste Mal seit langer Zeit wieder auf die Künstlerin Rosina Wachtmeister. Gemütlich sitzt sie in einem winzigen Café direkt neben einer kleinen Kirche und einer riesigen Skulptur, die von ihrem Enkel Battista Rea geschaffen wurde und sich über einen Torbogen lehnt. Schon jetzt ist es eine kleine Wunderwelt, die sich vor uns ausbreitet. Wir erleben italienische Gastfreundschaft mit typischem Kaffee und Gebäck, ehe uns Battista in sein Atelier einlädt. Durch eine alte Glastür gelangen wir ins Innere seines Ateliers, welches durch seine authentische Patina fasziniert. Begeistert erzählt er von den Erlebnissen mit seiner Großmutter Rosina und zeigt auch einige seiner eigenen Werke und gibt einen Ausblick über seine künftigen Pläne. Rosina selbst blickt aus den gelassenen Augen einer alten Dame auf unser Treiben.
Battista Rea verkauft in seinem Laden neben Werken von Rosina Wachtmeister auch seine eigenen Keramiken.
Gabila – eine der Töchter von Rosina Wachtmeister.
Battista im Atelier
Eine Entdeckungstour voller Staunen
Nichtsahnend gelangen wir anschließend ein paar Straßen weiter zu den Gärten von Rosina Wachtmeister, in denen sie sich über Jahrzehnte hinweg verwirklichte. Der riesige, terrassenartig angelegte Garten mit den liebevoll gestalteten Häuschen und Nischen, umgeben von einer vielfältigen Baum- und Pflanzenpracht, lädt zum Staunen ein. Immer wieder entdeckt man neue Winkel und Details auf dem Gelände und bleibt beinahe überwältigt zurück. Natürlich streifen auch Katzen neben Hunden, Eseln und Hühnern in dem Parkgelände umher. Schließlich erklimmen wir zum Schluss die letzte Treppe hinauf zu einem Plateau und lassen uns unter einem Pavillon nieder. Gebannt folgen wir hier der Geschichte von Rosina, die auch eine internationale ist.
"Paradiese kann man nur selber machen." Rosina Wachtmeister, Künstlerin
Rosina Wachtmeister und eine ihrer Künstlerbänke
Die weitläufigen Gärten von Rosina Wachtmeister in Capena entführen in eine andere Welt aus Pflanzenpracht und Architektur.
Drei Länder und zwei Kontinente
Als gebürtige Wienerin wuchs sie anschließend am Attersee auf und gelangte in jungen Jahren nach Brasilien, wo sie Bühnenbildnerei und Bildhauerei studierte und ihren Lebensunterhalt als Straßenkünstlerin mit Puppenspielerei verdiente. Schließlich fand sie in den siebziger Jahren ihren Lebensmittelpunkt im italienischen Städtchen Capena und schuf hier ein Gesamtkunstwerk, das weit über die süßen, farbenfrohen Katzen hinausgeht, die wir so lieben. Rosina sollte Recht behalten – „Paradiese kann man nur selber machen.“
Text und Fotografie: Michael Beetz
Goebel Porzellankatzen